24.06.2004Deutschlands
größter Uni-Computer steht jetzt in Wuppertal
1,5 Millionen Euro für zwei Billionen Rechenoperationen pro Sekunde!
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ALICEnext, das neue Highlight der Bergischen
Universität (v.l.n.r.): Die Wuppertaler Physiker Prof. Dr. Peter
Mättig und Prof. Dr. Karl-Heinz Kampert, Dr. Thomas Wankowski, CADAC
GmbH, Berlin, Alex Latzko, Angstrom Microsystems, Boston
(Massachusetts, USA), Rektor Prof. Dr. Volker Ronge, Physiker Prof.
Dr. Zoltán Fodor, die Mathematiker Prof. Dr. Andreas Frommer und Prof.
Dr. Wolfgang Spiegel, Forschungs-Prorektor.
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Seit Dienstag dieser Woche (22.
Juni 2004) wird an der Bergischen Universität der neue Supercomputer
ALiCEnext (Advanced Linux Cluster Engine, next generation) installiert.
Nach dem LINPACK-Benchmark, einer universellen Leistungsbeurteilung für
Großrechner, erreicht er eine Spitzenleistung von etwas über zwei
Billionen Rechenoperationen pro Sekunde. In der aktuellen, zufälligerweise
am Tag des Eintreffens von ALiCEnext in Wuppertal veröffentlichten
halbjährlichen Liste der 500 größten weltweit installierten Rechner nimmt
die Wuppertaler Maschine damit Platz 74 ein, innerhalb Deutschlands Platz
5, unter den deutschen Universitäten sogar Platz 1!
ALiCEnext besteht aus 1024 AMD-Opteron-Prozessoren,
wie man sie auch in PCs finden kann. Diese Prozessoren befinden sich bei
ALiCEnext allerdings nicht in gewöhnlichen PC-Gehäusen, sondern in Türmen
mit hochintegrierter Technologie (Blade-Technologie). Sie sind verbunden
durch ein doppeltes Kommunikationsnetzwerk, welches den Prozessoren einen
superschnellen Datenaustausch gestattet. Supercomputer mit einer solchen
Architektur nennt man Cluster. Und noch ein Superlativ: ALiCEnext ist
europaweit der größte universitäre Clustercomputer.
Die Uni Wuppertal hat eine lange Tradition in Betrieb und Entwicklung von
parallelen Supercomputern ("Parallelrechner"). Angefangen wurde 1990 mit
der Connection Machine CM2, dann kam 1995 die Connection Machine CM5, und
seit 1999 ist der Cluster-Rechner ALiCE (mit 128 Prozessoren) in Betrieb.
Die jetzt installierte ALiCEnext ist aber auch für die Uni Wuppertal ihr
bisher größter Rechner. Leitmotiv der Wuppertaler Aktivitäten ist immer
die Verschränkung der Rechnerentwicklung und des Rechnerbetriebs mit den
wissenschaftlichen Anwendungen. Die besondere Nähe der Wissenschaftler zu
ihrem Rechner bei gleichzeitiger Unterstützung durch das
Hochschul-Rechenzentrum (HRZ) ist eine Wuppertaler Spezialität.
ALiCEnext dient vor allem der Simulation physikalischer Prozesse (mit
numerischen und stochastischen Methoden). Dadurch werden hochkomplizierte
physikalische Theorien so behandelt, dass sie konkret ausgewertet werden
und z.B. Vorhersagen über die Eigenschaften von Elementarteilchen machen
(Prof. Dr. Zoltán Fodor). Die Simulationen dienen aber auch zur Auswertung
physikalischer Experimente, wie sie in der experimentellen Teilchenphysik
am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf (Prof. Dr. Peter Mättig)
oder in großen Feldversuchen der Astroteilchenphysik (Prof. Dr. Karl-Heinz
Kampert) gemacht werden, sowie der Eichung komplizierter physikalischer
Messapparaturen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Wuppertaler Arbeiten bietet die Beschäftigung
mit dem Instrument "Clustercomputer "an sich: Einsatz und Betrieb eines
Clustercomputers erfordern angepasste numerische Verfahren (Prof. Dr.
Andreas Frommer, Prof. Dr. Bruno Lang) und optimierte
Kommunikationssoftware (Prof. Dr. Dr. Thomas Lippert, früher Uni
Wuppertal, jetzt Forschungszentrum Jülich). Im Rahmen des künftigen
Zentrums für "Angewandte Informatik und Scientific Computing" der
Bergischen Universität werden weitere Wissenschaftler der Hochschule
ALiCEnext nutzen können.
ALiCEnext hat eine Leistungsaufnahme von 130 kW; dieselbe Leistung muss
noch einmal für die Kühlung der erzeugten Wärme aufgebracht werden.
ALiCEnext wird zunächst provisorisch in einem Maschinensaal im Gebäude K
auf dem Campus Grifflenberg untergebracht, bevor der Rechner dann auf den
Campus Freudenberg umziehen wird. Geliefert wird der Supercomputer von der
Firma CADAC (Berlin) als System-Integrator in Kooperation mit dem
Hersteller Angstrom Ltd. (Boston, USA).
Die Installation von ALiCEnext ist Bestandteil der
Zielvereinbarungen der Universität mit dem Wissenschaftsministerium NRW.
Mit ALiCEnext soll, unterstützt vom Wissenschaftsministerium, die Schiene
der "High-End Computersimulation" in Wuppertal als wichtiges Profilmerkmal
der Hochschule weiter gestärkt werden. Zum kommenden Wintersemester
startet ein neuer, internationaler Masterstudiengang "Computer Simulation
in Science", dessen Studierende mit ALiCEnext arbeiten werden.
Finanziert wurde ALiCEnext im Rahmen eines Verfahrens nach dem
Hochschulbau-Förderungsgesetz (HBFG). Den Hauptteil der Kosten von
insgesamt 1,5 Millionen Euro trägt der Bund mit der Hälfte der Summe, das
Land NRW übernimmt 35 Prozent und die Hochschule 15 Prozent aus
Eigenmitteln. Rektor Prof. Dr. Volker Ronge: "Das Land NRW hat also einen
maßgeblichen Anteil am Erfolg dieser neuen Rechnerinstallation in
Wuppertal!" Links zum Video 'Aufbau
Alice':
rtsp://stream.uni-wuppertal.de/alicenext.rm.
Ein installierter RealOne Player (www.real.com)
wird benötigt.
mms://stream.uni-wuppertal.de/alicenext.wmv
(Windows Media Player).
www.top500.org
www.amd.com/de-de/
www.cadac.de
www.angstrom.com
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